Ursachen von Schwerhörigkeit: Warum unser Gehör nachlässt – und wie wir es schützen können
Hören ist viel mehr als nur das Wahrnehmen von Tönen – es verbindet uns mit unserer Umwelt, ermöglicht Gespräche, warnt vor Gefahren und sorgt für Lebensqualität. Doch viele Menschen bemerken im Laufe ihres Lebens, dass sie leise Stimmen schlechter verstehen, Hintergrundgeräusche lauter erscheinen oder das Hören auf einem Ohr plötzlich eingeschränkt ist. Eine Schwerhörigkeit entwickelt sich oft schleichend und bleibt lange unbemerkt. Umso wichtiger ist es, die Ursachen zu kennen und auf die Gesundheit der Ohren zu achten.
Definition: Schwerhörigkeit oder Hörverlust?
Viele Begriffe werden synonym verwendet: Hörminderung, Hörverlust, Schwerhörigkeit oder Hörbeeinträchtigung. Doch es gibt feine Unterschiede. Während „Hörverlust“ häufig den vollständigen oder teilweisen Ausfall des Hörsinns beschreibt, meint „Schwerhörigkeit“ eine messbare Einschränkung der Hörfähigkeit, die den Alltag beeinflusst – etwa durch undeutlich wahrgenommene Sprache oder Schwierigkeiten beim Verstehen in geräuschvollen Umgebungen. Von einer Schwerhörigkeit ist also aus medizinischer Sicht dann die Rede, wenn die Hörfähigkeit dauerhaft eingeschränkt ist und eine normale Kommunikation ohne Unterstützung nicht mehr möglich ist. Betroffen sein kann das gesamte Hörorgan – vom Außenohr über das Mittelohr bis zum Innenohr und Hörnerv.
Schwerhörigkeit: Die Symptome
Die Symptome sind oft subtil und schleichen sich langsam in den Alltag ein. Viele Betroffene bemerken zunächst nur kleine Veränderungen: Gespräche in Restaurants wirken anstrengend, der Fernseher läuft lauter als früher oder hohe Töne verschwinden fast unbemerkt. In anderen Fällen kommt es zu plötzlich einseitigem Hörverlust – oft begleitet von Schwindel oder einem Druckgefühl im Ohr. Auch Tinnitus (Ohrgeräusche) kann ein Warnsignal sein.
Typische Anzeichen:
- Gespräche werden schlechter verstanden, besonders bei Hintergrundgeräuschen
- Hohe Töne wie Vogelzwitschern oder Kinderstimmen fehlen plötzlich
- Fernseher oder Telefon müssen lauter gestellt werden
- Es treten Ohrgeräusche oder ein Druckgefühl auf
Wenn mehrere dieser Anzeichen regelmäßig auftreten, sollte eine fachärztliche Untersuchung folgen – idealerweise beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder Hörakustiker. Die Ursachen sind vielfältig – und häufig behandelbar, wenn sie rechtzeitig erkannt werden.
Häufige Ursachen von Schwerhörigkeit
1. Altersbedingter Hörverlust (Presbyakusis)
Mit zunehmendem Alter verändert sich auch die Struktur unserer Ohren. Ab dem 50. Lebensjahr lässt das Hörvermögen bei vielen Menschen langsam nach – bei den über 65-Jährigen ist fast jede zweite Person betroffen.
Woran liegt das?
- Haarsinneszellen im Innenohr nutzen sich ab
- Der Hörnerv überträgt Signale langsamer
- Das Hörzentrum im Gehirn verarbeitet Informationen verzögert
- Diese Form des Hörverlusts ist nicht umkehrbar, aber gut ausgleichbar – etwa durch moderne Hörsysteme, die individuell angepasst werden können.
2. Lärm: Ein unterschätzter Risikofaktor
Ob durch Dauerbeschallung im Straßenverkehr, Kopfhörer auf voller Lautstärke oder Maschinen am Arbeitsplatz – Lärm ist einer der häufigsten Auslöser für Hörschäden. Schon eine dauerhafte Belastung über 85 Dezibel kann die feinen Strukturen im Innenohr schädigen.
Typische Lärmquellen:
- Beruflicher Lärm (Industrie, Bau, Landwirtschaft)
- Konzerte und Diskotheken
- Impulslärm wie Explosionen oder Feuerwerk
Langfristige Lärmeinwirkung führt zur sogenannten Lärmschwerhörigkeit – einer chronischen Form des Hörverlusts, bei der vor allem hohe Frequenzen betroffen sind. Gehörschutz ist hier das wichtigste Mittel zur Vorsorge.
3. Infektionen und Entzündungen
Erkältungen, Nasennebenhöhlenentzündungen oder eine Grippe können sich auf das Mittelohr ausweiten und vorübergehend zu einer Hörminderung führen. Auch bakterielle Infekte wie Mittelohrentzündungen, Mumps oder Masern beeinträchtigen die Gesundheit der Ohren.
Mögliche Folgen:
- Verstopfung der Ohrtrompete
- Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr (Paukenerguss)
- Innenohrentzündungen mit bleibendem Hörverlust
- Eine rasche medizinische Abklärung ist hier wichtig, um bleibende Schäden zu vermeiden.
4. Vererbte oder angeborene Hörstörungen
Bei etwa 0,1 bis 0,3 Prozent aller Neugeborenen liegt eine Hörminderung oder sogar Taubheit vor – meist genetisch bedingt. Auch Stoffwechselerkrankungen oder Komplikationen bei der Geburt können das kindliche Gehör beeinträchtigen. Dank des Neugeborenen-Hörscreenings lassen sich viele dieser Fälle früh erkennen. Eine gezielte Förderung – etwa durch Hörgeräte oder Implantate – kann die Sprachentwicklung und soziale Integration maßgeblich unterstützen.
5. Ohrenschmalz und Fremdkörper im Gehörgang
Nicht jede Hörminderung hat eine schwerwiegende Ursache. Häufig ist der Gehörgang einfach durch Cerumen (Ohrenschmalz) oder einen Fremdkörper blockiert. Auch eine übermäßige oder mangelhafte Produktion des Ohrensekrets kann zu Entzündungen führen.
Lösungen:
- Fachgerechte Reinigung beim HNO-Arzt
- Keine Wattestäbchen zur Selbstreinigung verwenden
Bei wiederkehrenden Beschwerden Ursachen wie Stoffwechselstörungen abklären lassen
6. Plötzlicher Hörverlust
Ein plötzlicher, meist einseitiger Hörverlust – auch Hörsturz genannt – kann innerhalb von Stunden auftreten. Auslöser sind oft Stress, Kreislaufprobleme oder virale Infekte. Häufig ist zusätzlich ein Ohrgeräusch (Tinnitus) vorhanden.
Sofortmaßnahme:
Unbedingt einen HNO-Arzt aufsuchen – je früher die Ursache erkannt wird, desto größer sind die Chancen auf Rückbildung der Symptome.
7. Erkrankungen wie Otosklerose
Die Otosklerose ist eine Erkrankung des Mittelohrs, bei der sich der Steigbügelknochen verhärtet. Der Schall wird dadurch nicht mehr effektiv weitergeleitet. Meist beginnt der Hörverlust schleichend, kann aber operativ oder mit Hörhilfen ausgeglichen werden.
Prävention und Schutz: Das kannst du für deine Ohren tun
Auch wenn sich manche Ursachen – wie die genetische Veranlagung oder altersbedingte Veränderungen – nicht verhindern lassen, kann jeder aktiv zur Erhaltung seines Hörvermögens beitragen. Wer auf Risikofaktoren achtet und gezielt vorbeugt, senkt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwerhörigkeit deutlich.
Praktische Tipps zur Vorbeugung:
- Lärm meiden oder mit Gehörschutz kompensieren
- Musik über Kopfhörer nur in moderater Lautstärke hören
- Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck gut einstellen
- Auf Warnsignale des Körpers achten: Schwindel, Tinnitus, Hörveränderungen
- Stress abbauen und Erholungsphasen integrieren
- Regelmäßige Hörtests, vor allem ab dem 50. Lebensjahr
Häufig gestellte Fragen und Antworten zum Thema Ursachen Schwerhörigkeit
Was sind die häufigsten Ursachen für Schwerhörigkeit?
Zu den häufigsten Ursachen zählen altersbedingter Hörverlust (Presbyakusis), Lärmschäden durch zu hohe Dezibelwerte, Infektionen des Mittel- oder Innenohrs, genetische Veranlagung sowie plötzlich auftretender Hörverlust (Hörsturz). Auch Ohrenschmalz oder Fremdkörper im Gehörgang können eine vorübergehende Schwerhörigkeit verursachen.
Ab wann spricht man medizinisch von einer Schwerhörigkeit?
Von einer Schwerhörigkeit ist die Rede, wenn das Hörvermögen dauerhaft eingeschränkt ist und eine normale Kommunikation ohne technische Unterstützung nicht mehr möglich ist. Bereits ein Hörverlust ab 25 Dezibel gilt als leichtgradige Schwerhörigkeit.
Kann man Schwerhörigkeit vorbeugen?
In vielen Fällen ja. Wer Lärmquellen meidet, Kopfhörer nur moderat nutzt, chronische Erkrankungen wie Diabetes behandelt, auf Warnsignale wie Tinnitus achtet und regelmäßig sein Gehör testen lässt, kann sein Hörvermögen langfristig schützen.